Wissenschaftlich nachgewiesen: Diagonalschliff feiner

Mit aufwendigen Oberflächenmessungen ist jetzt der Nachweis gelungen: Das von den Technikern der Kündig AG entwickelte Diagonalschleifverfahren ermögliche feinere Oberflächen als konventionelle Schleiftechnik, sagt Dr.-Ing. Ingrid Fuchs vom renommierten IHD in Dresden.

Höhenmessung auf Tausendstel

Für ihre Vergleichsmessungen wählte Dr.- Ing. Ingrid Fuchs vom Institut für Holztechnologie Dresden (IHD) einen schwer zu schleifenden Werkstoff: Hochverdichtete Faserplatten (HDF). Sie bilden Schleifriefen besonders gut ab, da die Fasern orientierungslos gestreut sind. Die Prüfkörper wurden auf einer Kündig Brilliant Breitbandschleifmaschine vorbereitet. Diese Zweiband-Schleifmaschine bietet wahlweise Parallel- oder Diagonalschliff. Geschliffen wurde mit den Körnungen 220, 320 und 400. Untersucht wurde sowohl das Egalisieren von Rohplatten als auch der Feinschliff beschichteter Oberflächen. Die Unebenheiten auf den Oberflächen wurden mit einem sehr genauen Messgerät erfasst. Das Rauheitsmessgerät vom Typ Microcad kann durch eine Streiflichtprojektion Höhenunterschiede von 1 μ – also 1/1000 mm – messen.

Homogenere Oberflächen

Hans Ruedi Kündig, Geschäftsführer von Kündig, erläutert die Hintergründe der aufwendigen Untersuchungen: „Ein Schleifband ist nie ganz gleichmässig gestreut, sonst würde es nur schlecht schleifen. Einzelne Schleifkörner stehen mehr vor als andere. Diese Schnittspuren verursachen die Riefen beim Schleifen.“ Durch Oszillation des Bandes könne man das Problem zwar verringern, aber nicht beheben, erläutert Kündig weiter. Auch bei oszillierenden Schleifbändern entstünden die lästigen, mit verharztem Schleifstaub zugesetzten Streifen: „Im Endeffekt wirken sich diese unterschiedlich gut schleifenden Streifen auf die Lackierung aus, weil das Holz den Lack verschieden stark aufnimmt. Deshalb haben wir nach einer besseren Lösung gesucht.“

Erst als die Kündig Ingenieure entdeckten, dass sie mit einem schräg laufenden Schleifband glattere Oberflächen erzielen konnten, sei der Durchbruch gelungen, erinnert sich Kündig: „Beim Diagonalschleifen überdecken sich die Schnittspuren der Schleifkörner. Deshalb wirkt die Oberfläche viel homogener.“ Der gerade laufende Vorschub, welcher die Werkstücke am diagonalband vorbeiführt sorgt dafür, dass die Spuren gänzlich "verwischen".

Praktiker bestätigen bessere Qualität

Die von ihm theoretisch erläuterten Vorteile seien inzwischen von den Praktikern bestätigt worden, so Kündig: „Anwender berichten über eine Reihe weiterer Effekte unserer Technologie. Stark verminderter Schleifband- und Lackverbrauch und eine bessere Abrasivität der Bänder wurden beobachtet.“ Praktisch wirke sich das so aus, dass man mit einer um eine Stufe feineren Körnung als bisher schleifen könne, sagt Kündig. „Durch die Schrägstellung des Schleifbandes kann man einige Nachteile konventioneller Schleiftechnik vermeiden." Um diese Erfahrungswerte von Kunden auch durch Fakten zu bestätigen, gaben die Schweizer Präzisions-Schleifmaschinenhersteller die aufwendigen Oberflächenuntersuchungen beim renommierten IHD Dresden in Auftrag. „Man kann den Unterschied selbst mit den Fingerspitzen fühlen. Wir wollten aber exakte, nicht von der Haptik beeinflusste Messergebnisse zum Beweis haben.“ Verglichen wurden Probestücke in den Grössen 300 mal 500, 400 mal 500 und 200 mal 600 mm. Mit den Körnungen 220, 320 oder 400 wurden die Proben auf derselben Maschine jeweils mit Parallelschliff oder Diagonalschliff bearbeitet und dann die geschliffenen Oberflächen vermessen.

„Diagonalschliff ist weniger rau“

Man könne einen eindeutigen Trend ablesen, stellt Dr.-Ing. Ingrid Fuchs in ihrem Prüfbericht fest: „Es wird deutlich, dass bei diagonalem Schliff die Rauheitswerte geringer sind, als bei parallelem Schliff.“

Zur Messung der Rauheit wurden je fünf Teilflächen pro Probe vermessen und die Ergebnisse gemittelt. Dabei beobachtete Fuchs auch niedrigere Standardabweichungen beim Diagonalschliff, was auf gleichmäßigere, glattere Oberflächen schließen lasse. Verallgemeinern will sie diese Feststellung allerdings nicht, dazu seien die Anzahl und die (Material-) Varianten der Prüfkörper zu gering. Die dreidimensionale Darstellung der Messergebnisse als Computergrafik lasse bei den parallel geschliffenen Flächen deutlich die Schleifriefen erkennen, während diagonal geschliffenen Oberflächen glatter wirken: „Die diagonal geschliffenen Flächen erscheinen wesentlich homogener“, zieht sie ihren Schluss daraus.

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